Die Glocken in der OASE Steinerskirchen, wo wir immer wieder meditieren, sind aus Fliegerbomben des 2. Weltkriegs hergestellt.
Die Glocken in der OASE Steinerskirchen, wo wir immer wieder meditieren, sind aus Fliegerbomben des 2. Weltkriegs hergestellt.

In unserer Begrenztheit dem Bösen standhalten

 

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine läuft nun schon den 26. Tag. Immer noch oder Gott-sei-Dank? Immer noch, weil jeden Tag unsägliches Leid produziert wird, Gott-sei-Dank, weil die russische Aggressionswelle offensichtlich nicht den gewünschten Erfolg hat. Welche Sicht ist richtig? 

 

"Die Welt" unterstützt die Ukraine, aber nicht die gesamte Welt. Manche, auch ganz mächtige Staaten wie China,  halten sich zurück. Warum? 

Unterstützung kommt dennoch vielfältig. Aber reicht die Unterstützung? ist es nicht absolut zwiespältig Russland jeden Tag hunderte von Millionen Euro für Erdgas und Rohöl zu überweisen, mit denen dann der russische Krieg finanziert werden kann? 

 

In meinem ersten Beitrag zum Angriffskrieg auf die Ukraine habe ich geschrieben, dass mir die Versuchungsgeschichte Jesu in der Wüste (Mt 4,1-11) in den Sinn kam. Die Versuchungen Jesu sind zutiefst menschliche Versuchungen, sind unsere Versuchungen. Auf wieviel wollen oder können wir verzichten und wo ist die Grenze - unserer Unterstützung? Hört sie dort auf, wo unsere Wirtschaft, wo unser Konsum gefährdet sind? 

 

Ich fühle mich der radikalen Haltung Jesu nicht gewachsen. und deshalb maße mir auch nicht an, hier ein Urteil zu fällen. Mir bleibt, einen "möglichst" klaren Weg zu gehen und Position zu beziehen, mit Spenden, mit dem Schreiben und Erklären zum Krieg, mit dem Meditieren und Beten für die betroffenen Menschen, - auch für die russischen Soldaten, die verheizt werden. Solidarität inmitten meiner Begrenztheit, inmitten einer gewissen Ohnmacht, mit dem Gefühl, nicht genug zu tun.

 

Für mich zeigt sich wieder einmal, wie fundamental biblische Einsichten sind. An entscheidenden Stellen unserer menschlichen Gesellschaften stehen wir ratlos, mutlos, irgendwie überfordert da. Unsere modernen Krisen haben spätestens an diesem Punkt allesamt einen spirituellen Hintergrund.       

 

Und was macht man spirituell mit dieser Ohnmacht, mit diesem Gefühl des Ungenügens und der Überforderung? Ich gehe damit zu Gott und hoffe, dass er mir damit umgehen und aushalten hilft.  

 

Erstellt: 220322

© Dr. Wolfgang Kornder