Dietrich Bonhoeffer, August 1935 (© Dietrich Bonhoeffer Portal)
Dietrich Bonhoeffer, August 1935 (© Dietrich Bonhoeffer Portal)

Dietrich Bonhoeffer:

"Dem Rad selbst in die Speichen zu fallen".  

 

Die zivilisierte Welt ist schockiert über das Vorgehen Putins in der Ukraine.  Ohne Zweifel ist unsere Solidarität mit dem ukrainischen Volks gefordert. Hilfsgüter, Spenden, Aufnahme von Geflüchteten, ... 

 

Auf einer anderen Ebene liegt die Lieferung militärischer Güter. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich hier aufgrund ihrer Geschichte sehr zurückgehalten, inzwischen hat sie das klare "Nein" gelockert.  

 

Wie geht es uns damit als Christen?  

Im Grundsatz spricht Jesus von Liebe, gegen Gewalt, schon gar nicht von Mord. Verständnis, Vergebung, Friedfertigkeit stehen zentral im Mittelpunkt der Botschaft Jesu. Die Lieferung  Kriegsgüter, mit denen ggf. getötet wird, mit denen Leid erzeugt wird, stehen da auf einer ganz anderen Ebene.  

 

Bereits 1933 äußerte sich Dietrich Bonhoeffer eindeutig zur Gleichstellung im damaligen 3. Reich (Die Kirche vor der Judenfrage, DBW 12, S. 353): "Wenn die Kirche den Staat ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht ausüben sieht, kommt sie in die Lage, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen." 

 

Ich denke viele von uns, weit über unsere protestantische Kirche hinaus, schätzen Dr. Dietrich Bonhoeffer. Und der hat sich schließlich am Widerstand gegen Hitler bis zur Planung des Attentates beteiligt. Er wird damit "mitschuldig" - ohne Zweifel. Aber konnte man in der damaligen Situation "schuldlos" bleiben? 

 

Und heute, wo diktatorische Regime die Menschenrechte mit Füßen treten, riesige Straflager unterhalten ... und wie in der Ukraine über andere Völker grundlos herfallen? 

 

Erstellt: 220227

© Dr. Wolfgang Kornder