Nebel steht dampfend, wie "Hauch", wie "Odem", über einem Feld.
Nebel steht dampfend, wie "Hauch", wie "Odem", über einem Feld.

Schöpfungsmystik

 

...und der Geist (ruach) Gottes brütete über der Urflut. ...

(Gen1,2; Übersetzung nach Martin Buber)

 

Es ist eine Erfahrung für sich, nach einem Gewitter den Nebel dampfend über einem Feld stehend oder  langsam dahingleitend zu erleben. Noch intensiver sind für mich solche Bilder, wenn ich bei Tagesanbruch morgens auf der Jagd bin.

 

Da gibt es eine Phase, so kurz vor dem Hell-Werden, da wird die Natur ganz ruhig. Nichts rührt sich mehr, du hörst jedes kleinste Geräusch. Dichte Stille. Und dann hebt sich langsam der Schleier, ein erster silberner Streif am Horizont im Osten zeigt sich. Das Leben beginnt sich langsam zu regen. Und - wenn man Glück hat - bilden sich über den Wiesen und Feldern Nebelschwaden, die ganz langsam, ganz ruhig dahinziehen und sich mit dem erwachenden Tag zunehmend verlieren, spätestens, wenn die Sonne durchbricht und pulsierendes Leben mit sich bringt.

 

Mich erinnert diese Morgenerfahrung in der Natur an die Schöpfung, an das Entstehen des Lebens aus Wasser und Licht, an den "Odem", den Gott den Menschen nach dem biblischen Schöpfungsbericht im 1. Buch Mose, einhaucht. Für mich vollzieht sich hier "Schöpfung" sozusagen "life". Immer wieder auf´s Neue "brütet" dieser Prozess Leben aus. Und ich erfahre in diesen Bildern eine tiefe Verbundenheit mit dem Ursprung allen Lebens, in dem ich ein Teilchen sein darf. 

 

Die Bilderserie unten gelang mir nach dem Morgenansitz in meinem Jagdrevier in Dutzenthal, ein inniges Spiel von Nebel, Farbe, Licht und Landschaft. 

 

150602

Aktualisiert: 190503

© Dr. W. Kornder