Grundsätzliche Anmerkungen

 

Solange wir die Geschichte der Menschen verfolgen können, hat der Mensch gejagt. Jagen und Sammeln – Letzteres wurde in der Beurteilung oft zu wenig gewürdigt – waren lange Zeit die grundlegenden Fertigkeiten zur existentiellen Sicherung und der Entwicklung der Menschheit. Je höher sich die Kulturen entwickelten, desto mehr lässt sich die Jagd als Privileg beobachten. Die bis heute gebräuchliche Einteilung in Nieder- und Hochwild in unserer Kultur spiegelt das gesellschaftliche Gefälle der Jagd im Mittelalter und der Feudalzeit wieder. Das Hochwild, die „Hohe Jagd“, war dem Adel vorbehalten. Die damit verbundene „Feudaljagd“, die eben Jagd der Privilegierten und Mächtigen war, wirkt aus unserer heutigen Sicht auf Grund ihrer teils barbarischen Züge und ihrer Belastung für das einfache Volk z.B. durch jagdliche Frondienste und Wildschäden eindeutig fragwürdig. Nicht umsonst gehört das freie Jagd- und Fischereirecht zu den 12 Artikeln der Bauern zum Bauernaufstand 1525.

 

Die Feudaljagd endete 1850. Mit Männern wie Wilhelm II oder dem Reichsjägermeister Herman Göring, dessen Reichsjagdgesetz von 1934 nur unwesentlich verändert nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen wurde, begann aber eine nicht minder fragwürdige Epoche der Jagd, deren Verständnis als Trophäen- und Hegejagd unter Ausblendung des Biotops, besonders des Waldes, bis in unsere Tage fortlebt. Das zähe Festhalten an der sog. "Hegeschau", die ihrem Wesen nach eine Trophäenschau ist und ihren Pflichtcharakter eindeutig im Dritten Reich hat, oder das aktuelle, schlechte Verbissgutachten (2015) sind Zeugen dieser Haltung. Dass diese Jagd bei Naturschutz- oder Tierschutzverbänden, bei so manchem Waldbesitzer und in immer weiteren Teilen der Bevölkerung fragwürdig wird und auf Widerstand stößt, ist nicht verwunderlich. So stellt sich heute grundsätzlich die Frage nach der Legitimation, nach Sinn und Zweck der Jagd.

 

Dass ich als Jäger diese Zeilen schreibe, lässt schon vermuten, dass die Jagd für mich auch heute noch eine Legitimation hat. Als langjähriger Jagdscheininhaber – ich habe mit 16 Jahren die Jägerprüfung gemacht - und als Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereines Bayern e.V. (ÖJV) habe ich mich viel mit der Frage einer ökologisch und ethisch verantwortbaren Jagd beschäftigt. Durch die zunehmende Auseinandersetzung mit ökologischen Fragen hat sich meine Haltung zur Jagd im Laufe der Zeit teils radikal verändert. Was ich unter einer verantwortbaren Jagd verstehe und wie ich selbst jage, wird in den einzelnen Dateien dieser Homepage durchschimmern.

 

Eingestellt 2014

Aktualisiert 170502

© Dr. W. Kornder