Die Ros´ ist ohn´ warum, sie blühet, weil sie blüht, fragt nicht nach ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie sieht.  (Angelus Silesius)
Die Ros´ ist ohn´ warum, sie blühet, weil sie blüht, fragt nicht nach ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie sieht. (Angelus Silesius)

Dag Hammarskjöld -

Was mich an ihm anspricht.

 

Dag Hammarskjöld ist eine beeindruckende Gestalt. Deshalb fragen viele auch heute noch ihm und deshalb war und ist er auch für mich eine ganz wichtige Person. Von anderen wurde ich einerseits angefragt, warum Dag Hammarskjöld ein Mystiker sei, und ich frage mich darüber hinaus immer wieder selbst, was mich an ihm so anspricht. 

 

Ein paar Momente, die ich an ihm besonders schätze, will ich im Folgenden kurz anreißen:

 

-       Der Weg führt nach innen: Er ist ein Mystiker, weil er sich auf den Weg nach innen gemacht hat, ohne das Außen zu vergessen. In sich hat er entdeckt, dass da mehr ist, dass es da Dinge zu entdecken gilt, die zur Grundlage, zum Urgrund des Lebens werden (können). Von dort her hat er gelebt, immer mehr.

-       Innere Reife wirkt nach außen: Im Außen hat er gearbeitet, seinen Job nach bestem Wissen und Gewissen und mit ganzem Einsatz gemacht. Er hat seine Aufgabe angenommen, auch im Außenbereich „sein Kreuz getragen“ und nicht nur danach geschielt, wie er spirituell geklärt sein Leben spannungsfreier, besser genießen kann.

-       Keine neuen Götzen: Er hat sich um das Leben gekümmert, ohne das Leben oder was auch immer zum neuen Gott zu machen.

 

-       Ego-Versuchung:  Er hat seine Spiritualität gelebt, ohne es an die große Glocke zu hängen. Sein Tagebuch schrieb er für sich. Zu seiner Spiritualität hat er zeitlebens kein einziges Buch geschrieben. Er hat seine Spiritualität gelebt, ohne sich damit ins Rampenlicht zu stellen. Er hat sein Leben gefüllt, ohne sich andauernd selbst zu bespiegeln und zu schauen, wie er wirkt. Diesen verführerischen Bereich der Außenwirkung hat er wohl gesehen, aber als höchst problematisch eingeschätzt.

-       Eigenständig: Er war keines lebenden Meisters Schüler, auf den er sich ständig berufen hätte. Das „Schüler-Sein“ bei einem großen Meister oder einer Meisterin oder deren Schule, war ihm völlig unwichtig. Er hat sich auf die Bibel, auf alte Mystiker, auf Denker und große Gestalten der Menschheit gestützt – immer, um damit an sich selbst zu arbeiten.

 

-       Arbeit an sich selbst: Sein spirituelles Hauptarbeitsgebiet war er selbst. Es hat mich immer wieder begeistert, wie schonungslos er sich selbst gesehen hat, schonungslos und klar. Das ist mir bei der Psychoanalyse wieder begegnet, das finde ich bei vielen Namenlosen, die wirklich an „ihrem“ Leben arbeiten, und so wachsen und reifen.

 

Je mehr ich meine Gedanken niederschrieb, desto mehr merkte ich, dass sich da ein Programm andeutet. So sind die fett gedruckten Anfänge entstanden.

 

Dr. Wolfgang Kornder

 

150909

Aktualisiert: 180702

© Dr. W. Kornder