Rundbrief-3 Jan. 2014

 

Irene und Dr. Wolfgang Kornder

Lehrer der Kontemplationslinie

„Wohnraum des Göttlichen“

Ulsenheim 23

91478 Markt Nordheim

09842/8870

w.kornder@t-online.de

www.wolfgang-kornder.de

 

 

Liebe Weggefährten und Weggefährtinnen,

 

eigentlich wollte ich Euch einen Advents-, dann einen Weihnachts- und schließlich einen Neujahrbrief schreiben. Das hat irgendwie nicht geklappt. Scheinbar war die Zeit nicht reif! Eine schöne Verschleierungsformulierung? – nicht ganz. Immer wieder ist es so, dass manches sich erst entwickeln muss. Und wenn es dann soweit ist, laufen einem die Worte nur so aus der Feder.

 

Ich habe das neue Jahr in mehreren Gottesdiensten mit der Jahreslosung begonnen: „Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ (Ps 73,28) Und dabei wurde mir bewusst: Eigentlich ist immer Neujahr. Wir haben nur irgendwann unsere Zeitrechnung eingeführt und nach der ist eben am 1. Januar ein Tag, an dem  wir die Zukunft als Neues Jahr in den Mittelpunkt stellen.

 

Im Neuen Jahr geht es um Zukunft und damit um Unvorhersehbares. Unvorhersehbares gibt es aber im ganzen Leben. Und da kommen Erfüllung und Freude und umgekehrt auch Schwierigkeiten und Leid. Entscheidend ist dabei, wie wir mit dem Neuen, wie wir mit diesem Prozess von Veränderungen  umgehen.

 

Der Schlüssel dazu liegt nicht in der Vergangenheit, auch nicht in der Zukunft. Der Schlüssel liegt im gegenwärtigen Augenblick. Das meint zumindest Leo Tolstoi.  Und ich denke, er hat recht, wenn er schreibt: „Es gibt eine wichtige Zeit: den Augenblick; sie ist darum die wichtigste, weil man nur in ihr Gewalt über sich hat.“ Und der christliche Mystiker Dag Hammarskjöld hat dies in die kurze Formel geprägt: „Hier und jetzt.“  Um das Hier und Jetzt geht es.

 

Hier und jetzt, den Augenblick bewusst zu gestalten, das gelingt mir am ehesten, wenn ich mir meiner sicher bin, wenn ich mich geborgen fühle. Wenn ich weiß, dass jenseits von Raum und Zeit, jenseits von alt und neu etwas ist, was mich hält und trägt, wenn ich mich jenseits unserer weltlichen Kategorien dem nahe fühle, was hinter dem Sichtbaren steht. Als frommer Mensch könnte ich sagen: wenn ich mich Gott nahe fühle.

 

Wenn ich den Augenblick, die einzig gestaltbare Zeit im Lebenslauf, mit Gottes „Ja“ zu mir begehe, dann lebe, oder besser, dann erlebe ich die Jahreslosung 2014: Gott nahe zu sein ist mein Glück.

 

Wenn wir von Glück reden, dann meinen wir meist eine irgendwie vorteilhafte, gute, schöne Situation. Mir geht es gesundheitlich gut, mir geht es finanziell gut, ich habe einen guten Job, meine Familie ist putzmunter  und alle, auch die Kinder entwickeln sich normgerecht, normal halt. Das ginge in Richtung Glück.

 

Aber zeigen uns große spirituelle Gestalten nicht ein anderes Glück? Bonhoeffer fühlt sich bis zum Gang an den Galgen „geborgen“, sein „Glück“ beginnt – herkömmlich gesehen - im größtmöglichen Unglück, das soz. umgewertet wird!

 

Da ist jemand bei sich und bei seinem Gott, da ist jemand in der Gegenwart, im gegenwärtigen Augenblick in seiner Mitte und da ist jemand – auch wenn wir das oft nicht verstehen – in einem tieferen Glück, in einem Glück, das nicht zerstört werden kann.

 

In diesem Sinne wünschen wir Euch allen jeden Tag, jeden Augenblick neu ein glückliches Neues Jahr.

 

Irene und Wolfgang

 

Eingearbeitet: 141227

© Dr. W. Kornder

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