Alle Teile, die nicht durch das Drahtgeflecht geschützt sind, werden vom Rehwild abgefressen. So sieht es im gesamten Revier aus. – Trostlos!
Alle Teile, die nicht durch das Drahtgeflecht geschützt sind, werden vom Rehwild abgefressen. So sieht es im gesamten Revier aus. – Trostlos!

Presseinfo

 

des Ökologischen Jagdvereins Bayern

FBG Westmittelfranken

BN Kreisgruppe Ansbach 

 

Forstliches Gutachten im Lkr. Ansbach und in Mittelfranken erschreckend hoch

 

 

Bayern – Mittelfranken – Lkr. Ansbach

 

Das vor kurzem eröffnete Forstliche Gutachten 2021 zeigt bayernweit eine leichte Verschlechterung. Dies ist angesichts der dramatischen Lage unserer Wälder eine erschreckende Nachricht, denn diese sind mit ihren vielfältigen Funktionen systemrelevant.

 

Mittelfranken sticht bayernweit besonders negativ heraus. Lediglich 32 % der Hegeringe, also nicht einmal 1/3 der Hegeringe, sind grün und haben damit einen „tragbaren“ Verbiss, über 2/3, genau 68 %, sind rot mit einem „zu hohem“ Verbiss.

 

Der Landkreis Ansbach übertrifft diesen Negativtrend mit seinen „roten“ Hegeringen (Verbiss „zu hoch“)  nochmals und fällt erschreckend unrühmlich auf: fast ¾ aller Hegeringe sind rot! D.H., dass sich dort die klimastabilen Baumarten nur kleinflächig, mit hohen Schutzmaßnahmen entwickeln können. Die klimastabilere Naturverjüngung hat auf praktisch ¾ der Fläche keine Chance.

 

Es gibt Ausnahmen. So ist der Hegering Geslau trotz immensen Eichen- und Edellaubholzverbisses  (45,6 % und 29,7 %) „tragbar“. Dies erklärt sich dadurch, dass ein wesentlicher Teil dieses Hegeringes von den Bayerischen Staatsforsten Rothenburg bejagt wird, wo der gesetzliche Vorrang des Waldes vor hohen Rehwildbeständen ernst genommen wird. In anderen Revieren dieses und anderer Hegeringe, wie z.B. in Geslau-Gunzendorf, ist die Verbisslage hingegen katastrophal. Der Gesetzgeber hat mit der Einführung der sog. „Revierweisen Aussagen“ 2012 dieser vielfach auftretenden Diskrepanz Rechnung getragen, so dass man nunmehr die „schwarzen Schafe“ leichter identifizieren kann.

 

Waldumbau und angepasste Wildbestände

Wiederaufforstungen und Schutzmaßnahmen werden zu einem hohen Maße vom Staat bezuschusst. Diese Kosten, die in den einzelnen Bezirken in die Millionen gehen,  trägt der Steuerzahler. Wenn diese Aufforstungen trotz Schutzmaßnahmen scheitern, weil z.B. die Zäune undicht sind oder die Trockenperioden zu lange andauern, ist das Geld, das wir für Intensivstationen, Schulen oder Kindergärten viel dringender bräuchten, in den Sand gesetzt.

 

Dort, wo bereits seit vielen Jahren waldfreundlich gejagt wird, wie gesetzlich vorgeschrieben, haben sich in den gefährdeten Waldbereichen, wo z.B. die Kiefer oder die Fichte zusammenbrechen, durch die Naturverjüngung bereits Verjüngungsstrukturen entwickeln, die den Waldumbau maßgeblich erleichtern, weil z.B. der Boden nicht offen der Sonne ausgesetzt ist. Solche Bereiche sind oftmals die Flächen der bayerischen Staatsforsten oder einzelne Jagdgenossenschaften wie z.B. in Wernsbach bei Ansbach, dem Revier des ÖJV-Vorsitzenden Dr. W. Kornder. Diese Reviere zeigen, dass die Anpassung der Schalenwildbeständen an ein waldverträgliches Maß geht. Dass im Lkr Ansbach fast 3/4 der Hegeringe das nicht im Ansatz erreichen, ist ein Armutszeugnis, das dem Steuerzahler viel Geld kostet und den Klimawandel ignoriert.

 

Waldverträgliche Rehwildbejagung mindert Wildunfälle

 

Wie die Statistik für 2019 (Bundesweit über 292.000 registrierte Wildunfälle) belegt, nehmen Wildunfälle, hauptsächlich mit Rehwild, auch in Bayern grundsätzlich zu. 2020 ist die Statistik auf ca. 272.000 Wildunfälle leicht gesunken, was sich wahrscheinlich durch den coronabedingt geringeren Verkehr erklärt. Der Schwerpunkt (knapp 80 %) liegt bei Rehwildunfällen, in Bayern ca. 54.000 pro Jahr. Der Landkreis Ansbach hat auch hier eine Vorreiterrolle.

 

Grundsätzlich gilt: Je höher die Rehwilddichte ist, desto mehr Aktivität gibt es, je geringer, desto weniger. Wildunfälle stehen damit in direktem Zusammenhang mit der Rehwilddichte. Und hohe Rehwilddichten bedingen gleichzeitig einen höheren Verbiss im klimabedingt gestressten Wald.

 

 

Fazit

 

Der Verbiss in unseren bayerischen Wäldern ist in insgesamt 50% der Hegeringe zu hoch. In Mittelfranken steigt dieses ohnehin schon schlechte Ergebnis auf 2/3 aller Hegeringe, der Landkreis Ansbach sticht mit fast ¾ aller Hegeringe mit zu hohem Verbiss nochmals negativ heraus.

Unsere Gesellschaft braucht klimastabile Wälder, die unter diesen Bedingungen nicht entstehen können. Deshalb der Appell an die Jagdgenossen, ihr Jagdrecht endlich einzufordern, und an die Untere Jagdbehörde, einschließlich Jagdberater, aktiv mitzusteuern und diese katastrophalen Zustände nicht nur verwalten. Zentral bleibt die Forderung an die Jäger, die nur 0,3 Prozent unserer Gesellschaft ausmachen, endlich das Jagd- und Waldgesetz ernst zu nehmen und angepasste Wildbestände herzustellen, damit unsere Kinder und Enkel eine bessere Zukunftsperspektive haben.

 

 

  • Dr. Wolfgang Kornder (1. Vorsitzender ÖJV Bayern)
  • Martin Brunner (Geschäftsführer FBG Westrmittelfranken)
  • Helmut Altreuther (Geschäftsführer BN Ansbach)

 

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Presseinfo zum Forstlichen Gutachten im Lkr. AN - 211216
211215 Presseinfo Forstliches Gutachten
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