Der Atem ...

 

Zahlreiche Sprichwörter und Redensarten weisen auf den Atem hin:

- Ich bin atemlos,

- mir bleibt die Luft weg,

- mir geht die Luft aus,

- der Atem fließt,

- ...

 

„Da bildete Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Ackerboden und hauchte ihm Lebensodem in die Nase; so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (Gen 2,7)

 

Der Atem ist das Spiegelbild unseres jeweiligen Zustandes. Ich nenne ihn gerne meinen "Seismographen". Er zeigt für jeden sichtbar, ob es in mir stürmt (vgl. Bild rechts) - und umgekehrt. 

 

Ich habe von daher nie an meinem Atem herumgemacht, um einen besonders langen Atem zu haben ("wer nur noch soundsoviele Atemzüge in der Minute macht, ist wahrhaft entspannt und in der Tiefe ...") oder um besonders ruhig und gelichmäßig zu atmen ("sozusagen gelassen in mir selbst ruhend ...").  Ich manipuliere nicht an meinem Atem herum und bin dankbar, dass ich damit einen untrüglichen Seismographen in mir trage. Den will ich nicht verbiegen.

 

Der Atem hat seinen Rhythmus. Und ich freue mich, wenn er mir zeigt, das ich ruhig und geerdet bin. Und wenn er urplötzlich anfängt aufgeregter zu werden - und mir das auffällt -, dann ist es mir ein Impuls zu schauen und zu spüren, woher das kommt.

 

Atem betrifft uns ganz umfassend und ist Sinnbild unseres Seins. Karlfried Graf Dürkheim bringt das in einer Beschreibung schön zum Ausdruck (Atemwelten S. 23):

 

„Am Anfang des Ausatems steht das Sich-Loslassen,

am Ende des Ausatems steht das Sich-Niederlassen,

in der Zeit zwischen dem Aus und Ein das Sich-Einswerdenlassen,

und zum Einatem gehört dann das Sich-Neukommenlassen.

Der Angelpunkt ist die dritte Phase, das Sich-Einswerdenlassen mit dem Grund.“

 

Aktualisiert 150206