Das Rehwild
Das Rehwild ist unsere häufigste Schalenwildart. Etwa 320.000 Rehe werden allein in Bayern jährlich erlegt. Wie viele es insgesamt gibt, welches Geschlechterverhältnis und welche Altersstruktur sie haben, weiß niemand, denn Rehwild kann man großflächig nicht zählen.
Die Bejagung richtet sich in Bayern nach dem Forstlichen Gutachten, dem sog. "Verbissgutachten". Hier schauen die Förster der bayerischen Staatsforstverwaltung alle drei Jahre nach einem statistisch abgesicherten System nach, wie hoch der Verbiss ist - und danach richtet sich dann die Abschussempfehlung.
Das Rehwild ist eine ganz anmutige Tierart. Das gefleckte Rehkitz erobert jedes Herz und die Redensart von den "Augen wie ein Reh" spricht für sich. Aber auch anmutige Tiere können erhebliche Probleme verursachen, etwa bei der Verjüngung im Wald, wenn zu viel Rehwild da ist. Es gibt bestimmte Baumarten, die dem Rehwild besonders schmecken. Diese sind "verbissgefährdet", wie man sagt, etwa die Eiche oder die Tanne. Zuviel Rehe - keine Verjüngung, auf diese einfache Formel kann man das Ganze bringen. Und damit trotzdem ein stabiler Wald wächst, verwendet man dann Zäune oder Einzelschutz für diese verbissgefährdeten Pflanzen, damit sich der Wald sinnvoll verjüngen und sich angesichts des Klimawandels auf die Veränderungen einstellen kann. Und weil Zäune und Einzelschutzmaßnahmen kostenintensiv und arbeitsaufwändig sind und außerhalb der Schutzvorrichtungen der Verbiss trotzdem bleibt, muss der Rehwildbestand bejagt, "angepasst" (Bayerisches Jagdgesetz Art. 1) werden.
Rehwild kann sich bestens verstecken, unsichtbar machen. Deshalb kann man es ja nicht zählen. Ein eindrückliches Erlebnis davon hatte ich unlängst in meinem Revier. Schauen Sie sich dazu den Film unten ("Wo ist das Reh?") an.
Im zweiten Film ist eine Rehgeiß mit zwei ganz kecken Rehkitzen Mitte Juli 2018 zu sehen.
Im dritten Film konnte ich nachts filmen, wie ein weibliches Reh einen Fuchs verjagte. So etwas sieht man gelegentlich, vor allem dann, wenn Geißen ihre Kitze verteidigen. Da die Wiese gemäht und kein Kitz zu sehen war, fällt diese Begründung vermutlich weg. Dass Böcke oder auch Geißen bei der Verteidigung ihrer Reviere aggressiv sein können, lässt sich immer wieder beobachten. In Bezug auf bestimmte Beutegreifer, wie Füchse, scheint das auch eine derartige Aggression zum ganz natürlichen Verhaltensrepertoire des Rehwildes zu gehören.
Eingestellt: 180526
Aktualisiert: 220517
© Dr. W. Kornder