Stationen auf dem Weg zum Ökologischen Jagdverein (ÖJV)

 

Hintergründe aus der Jagdgeschichte

  • Feudaljagd vom Mittelalter bis 1850 mit teils fatalen Folgen für die Land- und Forstwirtschaft.
  • 1850 Freigabe der Jagd für jedermann (Zeit der Bauernjagd be­ginnt)

 

  • Neofeudalistische Entwicklung z.B. mit Wilhelm II oder Hermann Göring, die mit dem de facto bis heute gültigen Reichsjagdgesetz von 1934 bis in unsere Zeit festgeschrieben ist.
  • Verstärkte Gegenbewegungen seit den 70er Jahren
  • Horst Stern in seiner Natursendung "Stern's Stunde" 1971: Das Rotwild zerstört seinen Lebensraum Wald!
  • Kritische Stimmen zur Jagd aus Naturschutzkreisen (BN, BUND, NABU).
  • "Jagdkritik" von Seiten der Tierschützer
  • Ökologen und Wildbiologen hinterfragen zunehmend die etablierte Jagd (Kritik an der Selektion nach Trophäen, an der kon­traproduktiven Winterfütterungen etc.).
  • Stimmen aus Forstkreisen weisen vehementer auf gravierende Wald­schäden durch das Schalenwild hin.
  • Sensibilität in der Gesellschaft und der Staatsforstverwaltung steigt mit den neuartigen Waldschäden und anderen Waldkalamitäten und dem damit verbundenen Waldsterben.
  • Die deshalb immer stärker propagierte Naturge­mäße Waldwirtschaft fordert ebenfalls die Reduzierung der Schalenwild­bestände (z.B. Dr. Meister, ehemals Forstamt Bad Reichen­hall, Dr. Sperber, ehemals Forstamt Ebrach, Hans Kornprobst, ehemals Forstamt Schlier­see).

 

Da die etablierte Jägerschaft auf diese Entwicklung auch nicht ansatzweise konstruktiv rea­gierte, wurde 1988 federführend durch Prof. Richard Plochmann der Ökologische Jagdverein Bayern e.V. (ÖJV) gegründet. Der ÖJV Bayern feierte am 2. Nov. 2013 sein 25-jähriges Bestehen.

 

Unser Leitspruch lautet: Der Wald zeigt, ob die Jagd stimmt!

 

Leider verstarb Prof. Richard Plochmann bereits 1991. Prof. Dr. Ammer sen. übernahm daraufhin für kurze Zeit das Amt des 1. Vorsitzenden. Ihm folgte Prof. Dr. Fredo Rittershofer nach, der krankheitsbedingt 1999 zurücktrat. Seitdem bin ich 1. Vorsitzender des ÖJV Bayern.

 

Der ÖJV war etwas ganz Neues. Die etablierte Jagd tat sich sehr schwer damit. Trophäen spielten auf einmal keine Rolle mehr, die Wildschäden im Wald wurden nunmehr breiter thematisiert, die Verantwortlichkeit der Jagd für immense Fehlentwicklungen im Wald wurde deutlicher. Das alles bekam auch der ÖJV zu spüren; nicht selten waren (und sind) soziale Ausgrenzungen die Realität.

 

Trotzdem wuchs der ÖJV. Und als dann 2005 das Waldgesetz novelliert wurde und plötzlich "Wald vor Wild" im Gesetz stand, war jedem klar, dass hier etwas im Wandel war.

 

Drückjagden auf Rehwild, auch mit Hunden, waren inzwischen weit verbreitet, allen voran in den Staatsforsten der BaySf,  ebenso der Rehwildabschuss unter der Prämisse "Zahl vor Wahl".

 

Die Stürme, allen voran Wiebke 1991, hatten sich als Vorboten des Klimawandels erwiesen, den inzwischen niemand mehr leugnen kann. Und die Borkenkäferkalamitäten am Brotbaum Fichte setzten noch eins oben drauf. - Ohne diese Entwicklungen wäre das kleine Pflänzchen ÖJV sicherlich verdorrt. So aber zeigte sich, dass eine waldfreundliche Jagd zur Stützung des dringend nötigen Waldumbaus nötiger denn je ist.

 

Gegenstimmen und unterschwellige Bewegungen gegen unsere waldstützende Jagd gibt es nach wie vor. So gründen sich rückwärts gewandte Verbände, die verkappte Trophäenjagdverbände sind, Teile des Tierschutzes werden gegen eine effektive Schalenwildbejagung instrumentalisiert, wildbiologische Partikularinteressen bringen einzelne Tierarten gegen die Waldentwicklung in Stellung, Naturschutz und Trophäenjagd tun sich teilweise zusammen ...

 

Demgegenüber wird die übergeordnete Bedeutung des Lebensraumes, der ja gerade die Grundlage für einzelne Arten ist, immer bewusster. Darauf setzen wir und dafür kämpfen wir.

 

  

Weitere Informationen zum ÖJV Bayern finden Sie unter oejv.bayern (oder oejv-bayern.de), zum Bundes-ÖJV unter oejv.de.

 

Aktualisiert: 170818

© Dr. W. Kornder