Was hinter dem Rationalen liegt, zeigt sich nur schemenhaft!
Was hinter dem Rationalen liegt, zeigt sich nur schemenhaft!

Rundbrief-8, 28.04.2017
Irene und Dr. Wolfgang Kornder
Lehrer der Kontemplationslinie
„Wohnraum des Göttlichen“
Ulsenheim 23
91478 Markt Nordheim
09842/8870
w.kornder@t-online.de
www.wolfgang-kornder.de

 

 

 

Liebe Weggefährten und Weggefährtinnen,


wir blicken zurück auf unseren letzten, sehr dichten Kurs in Steinerskirchen; das hat einfach gut getan. Und wir leben sozusagen im Fahrwasser von Ostern , das in uns nachklingt.

 

Demgegenüber scheinet mir die aktuelle Lage unserer Welt an Karfreitag stehen geblieben zu sein. Sie erinnern mich an die Weltsicht des französischen Philosophen Sartre, dem Begründer des Existentialismus, der eine rein innerweltliche, atheistische, oftmals ungemein düstere Sicht der Dinge vertritt. Man kann einen seiner Hauptgedanken so zusammenfassen: Wir sind zur Freiheit verflucht! Und dabei ist der Mensch auf sich selbst gestellt und muss seinen Lebenssinn selbst suchen und schaffen, - jeder für sich als namenloser Einzelkämpfer. Und mit dem Tod ist dann alles vorbei.


Einen Gegenpol dazu bilden Gedanken des christlichen Mystikers Henry Newman:
„Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist. Ich habe einen Platz in Gottes Plan, auf Gottes Erde, den kein anderer hat. Ob ich reich bin oder arm, verachtet oder geehrt bei den Menschen, Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.“ (Henry Newman: Meditations and Devotions, London 1954, pp. 216 f.).


Das ist eine ganz andere Sicht der Dinge. Da ist eine Verbindung angesprochen, die trägt und Halt gibt, unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung oder einer materiellen Absicherung. Und da ist ein Plan, ein Fortgang impliziert, der etwas Positives und Konstruktives ausstrahlt.


Nicht dass das Christentum die Augen vor dem Leid zumacht: Vor der Auferstehung kommt die Kreuzigung, vor Ostern der Karfreitag. Aber selbst im tiefsten Leid, angesichts des Todes, greift dabei die oben anklingende Verbindung, wenn Jesus ausspricht: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ (Lukas 23,46).
Und dann ist mit dem Tod eben nicht alles aus. Dann beginnt das Unendliche, das Zeitlose, das Ewige, - der Unendliche , der Zeitlose, der Ewige, vor dem das logische Denken kapituliert.


Mir ist klar, dass dabei unser religiöses Reden von „Ewigkeit“ ein Ausdruck von Verlegenheit ist, so wie die Mathematik das Unendlichkeitszeichen (∞) auch aus Verlegenheit verwenden muss. Denn damit ist etwas angesprochen, was sich eben nicht mehr fassen, was sich nicht mehr begreifen lässt. Da verlieren sich die Grundkonstanten von Raum und Zeit. Und damit werden wir gerade im Glauben darauf hingewiesen, dass es hinter unserem rationalen Verständnis noch einiges mehr, Anderes, Größeres gibt. Wir nennen das Gott, Urgrund, Tiefe, tragende „Hand“ oder mit welchem Namen auch immer.

 

„Auferstehung“ ist auch so eine Kategorie aus dem nicht mehr verstandesmäßig Erfassbaren. Keiner von uns ist auferstanden. Wir hören von diesem Unglaublichen von anderen. Ein Hinweis auf eine andere Dimension, - nicht mehr, aber auch nicht weniger.


In der Mystik aller Religionen wäre „Erleuchtung“ auch so eine Grenzbereich, in dem Raum und Zeit fallen. Das beim Sitzen gelegentlich auftauchende Gefühl der Dichte, der Weite, das Gefühl, dass da etwas da ist, was die alltäglichen Relationen total in den Hintergrund treten lässt, weist uns auf diesen Grenzbereich.


Niemand von uns kann sich Existenz ohne Raum und Zeit wirklich vorstellen. Das müssen wir auch nicht können. Aber eine Ahnung davon, dass da noch mehr ist, haben wir - nicht nur beim Meditieren - doch schon alle mitbekommen. Und auch wenn wir Auferstehung nicht begreifen, so scheint im Osternachklang mit Christi Himmelfahrt und schließlich mit Pfingsten etwas von dieser anderen Dimension jenseits von Raum und Zeit, von Ewigkeit, von etwas Bereicherndem und Schönem auf. - Ein Vorgeschmack des Ewigen, zu dem wir berufen sind.

 

Solche Ahnungen und Grenzerfahrungen
wünschen Euch Irene und Wolfgang

 

 

Unser nächster Kurs in Steinerskirchen, diesmal ein Tag mehr:


Kontemplation - Schweigemeditation:
„… aufgefahren in den Himmel …“
10. - 13. Mai 2018 (10. Mai ist Christi Himmelfahrt)
Beginn: 18.00 Uhr am Donnerstag, Ende nach dem Mittagessen am Sonntag

 

„Aufgefahren in den Himmel“ – das bekennen wir Christen im Glaubensbekenntnis und sind doch gleichzeitig meist nicht in der Lage, darüber in unserer säkularisierten Welt auch nur ansatzweise zu reden. Deshalb geht es in diesem Kurs darum, diesem Geschehen nachzugehen, es hier und heute in unserem Leben zu suchen und wieder sprachfähig dafür zu werden.

 

Eingestellt April 2017

© Dr. W. Kornder

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Kontemplations-Rundbrief-8 170428
Gedanken zum Ewigen
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